Konjunktur im Südwesten trotz Griechenland im Aufwind

Hans-Eberhard Koch, baden-württembergischer Industriepräsident. Foto: Sebastian Kahnert/Archiv
Hans-Eberhard Koch, baden-württembergischer Industriepräsident. Foto: Sebastian Kahnert/Archiv

Die Stimmung in der Wirtschaft im Südwesten ist trotz der aktuellen Griechenlandkrise positiv. «Sollte es zu einem Grexit kommen, sind die mittelbaren Folgen kaum zu kalkulieren», sagte der baden - württembergische Industrie-präsident Hans-Eberhard Koch am Mittwoch in Stuttgart. Die Lage sei nur schwer einzuschätzen. Ausfuhren nach Griechenland spielten für die baden-württembergische Industrie aber kaum eine Rolle - im Gegensatz zu Russland, dessen Ausfall einige Unternehmen empfindlich trifft. Griechenland habe bezogen auf die Weltwirtschaft eine geringere Bedeutung als Baden-Württemberg, so Koch. 

Baden-Würtemberg führte nach Daten des Statistischen Landesamts zuletzt vor allem pharmazeutische Erzeugnisse nach Griechenland aus, im Gegenzug kommen vor allem Nahrungs- und Futtermittel aus dem Land zu uns.


Es bestehe die Gefahr, dass die Finanzmärkte ins Trudeln geraten - mit Folgen für die Konjunktur. Trotzdem sei die Grundstimmung in der Industrie derzeit gut.


Beim für die Entwicklung in der Industrie wichtigen Bruttoinlandsprodukt rechnet der Industrieverband inzwischen mit einem Plus von mehr als zwei Prozent. Bundesweit liegt die Prognose bei 1,8 Prozent. «Wir bemerken mit einigem Erstaunen, dass Baden-Württemberg sich von der bundesweiten Entwicklung abkoppelt», sagte Koch. Das Wirtschaftsministerium rechnet nach der jüngsten Prognose aus dem April mit einem Plus von 2,3 Prozent.


Die Konjunktur-Experten der Landesbank Baden-Württemberg erwarten, dass sich die Entwicklung in der Jahreshälfte noch verstärken wird. LBBW rechnet damit, dass bis 2018 im Südwesten jährlich zwei Prozent Wachstum drin sind. Auch der Geschäftsklimaindex der L-Bank wies zuletzt nach oben.


Die Firmen profitieren zuletzt vor allem von einer starken Auslandsnachfrage - auch aus dem Euroraum. Der Industrie hilft zusätzlich der schwache Euro. Denn Umsätze in anderen, stärkeren Währungen wie dem Dollar wirken sich deutlich stärker aus. Hinzu kämen die wegen der Eurokrise niedrigen Zinsen, sagt Koch. Gleichzeitig warnte er: Die Konjunktur sei quasi nur «gedopt».


Nach Daten des Statistischen Landesamtes steigerten die Industriebetriebe im Südwesten von Januar bis Mai ihre Umsätze um 7,4 Prozent auf 133,8 Milliarden Euro. Um Inflation- und Urlaubs- sowie Feiertage bereinigt betrug das Plus in den ersten fünf Monaten 5,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. In der Industrie arbeiteten mit 1,1 Millionen Menschen im Mai so viele wie seit Jahren nicht in diesem Monat. Die gesamte Arbeitslosigkeit war auch im Juni weiter gesunken.


Das Auftragspolster der Industrie im Südwesten ist dem Statistischen Landesamt zufolge beachtlich: So legten die Auftragseingänge demnach von Januar bis Mai inflations- und arbeitstäglich bereinigt um 11,1 Prozent zu. Besonders profitierte demnach die Autoindustrie (13,8 Prozent). Die Zuwächse im Maschinenbau fielen mit 6,4 Prozent deutlich geringer aus. Die Mitglieder des Maschinenbauerverbands VDMA verbuchten dagegen von März bis Mai ein Minus von zwei Prozent. Grund für die Abweichung sind nicht nur die unterschiedliche Anzahl der Befragten, sondern auch unterschiedliche Berechnungsmethoden. (DPA/LSW)