AKTIE IM FOKUS 2: Deutsche Bank verlieren fast 5 Prozent - Strategie enttäuscht

FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Pläne der Deutschen Bank für ihre Neuaufstellung kommen bei den Investoren erst einmal gar nicht gut an. Zum Handelsschluss am Montag verlor die Aktie 4,59 Prozent auf 30,125 Euro. Damit belegte sie deutlich abgeschlagen den letzten Platz im sehr festen Dax . Der deutsche Branchenprimus hatte am Wochenende seine Geschäftszahlen fürs erste Quartal präsentiert und am Montagmorgen die Details seiner neuen Strategie bekanntgegeben. Analyst Jeremy Sigee von der britischen Investmentbank Barclays bezeichnete die nun angestrebte Eigenkapitalrendite von mehr als zehn Prozent als Enttäuschung. Zuvor hätte der Zielkorridor bei 13 bis 15 Prozent gelegen, was aber bereits als unrealistisch angesehen worden sei. 

Während die Gewinnentwicklung im ersten Quartal stark ausgefallen sei, hätten die Kapitalkennziffern schwach ausgesehen.


Auch Aktienexperte Jernej Omahen von der US-Investmentbank Goldman Sachs sprach von starken Quartalszahlen und überraschend schwachen Kapitalkennziffern. Der Quartalsgewinn sei durch ein gutes Ergebnis im Handelsbereich gerettet worden, erklärte Stratege Jens Klatt vom Analysehaus DailyFX.


BÖRSIANER ENTTÄUSCHT VOM SPARPROGRAMM

"Große Überraschungen sehe ich bei der vorgestellten zweiten Strategiephase nicht", sagte Aktienhändler Andreas Lipkow vom Vermögensverwalter Kliegel & Hafner. Die Deutsche Bank reduziert das Geschäft im Investmentbanking weiter. Der Branchenprimus will bis 2020 die operativen Kosten um zusätzlich 3,5 Milliarden Euro senken. Dem Sparprogramm fallen auch 200 Filialen zum Opfer. Die Deutsche Bank will sich zudem von der Tochter Postbank trennen.


Er sei nicht überzeugt von dem Umstrukturierungsprogramm, erklärte ein Händler. In den vergangenen Tagen sei eine positive Erwartungshaltung am Markt aufgebaut worden, sagte ein anderer Börsianer. Diese sei nun enttäuscht worden.


KASSEMACHEN ANGESAGT

Die Analysten der US-Investmentbank Morgan Stanley empfehlen Anlegern, bei der Aktie der Deutschen Bank nun Kasse zu machen. Das Papier war im Zuge des guten Laufs am deutschen Aktienmarkt seit Jahresbeginn um ein Viertel gestiegen, bevor es am Montag deutlich bergab ging.


Auch das französische Kreditinstitut Societe Generale (SocGen) rät weiter zum Verkauf. Die neue Strategie des deutschen Branchenprimus sorge bei ihm nicht gerade für eine steigende Zuversicht, schrieb Analyst Andrew Lim. Er könne mittelfristig nicht die angestrebten Kostensenkungen sehen.


Unabhängig von hauseigenen Herausforderungen warnte DailyFX-Stratege Klatt für die Zukunft vor Konsequenzen aus einem möglichen Austritt Griechenlands aus dem Euro. Dieser würde die Deutsche Bank nicht mehr ganz so heftig treffen, führte er aus. Dennoch kämen auf das Kredithaus wohl milliardenschwere Belastungen zu. (DPA-AFX)