Eine Frage des Stylings: Frisuren müssen wandelbar sein

Ein kompakter Pony steht in der aktuellen Mode einem fransigen Schnitt gegenüber. Foto: Zentralverband des Deutschen Friseurhandwerks/Erwin Menzel
Ein kompakter Pony steht in der aktuellen Mode einem fransigen Schnitt gegenüber. Foto: Zentralverband des Deutschen Friseurhandwerks/Erwin Menzel

Wandelbarkeit lautet das Zauberwort: Eine Frisur darf nicht nur einen Look bieten. Frauen mit kurzen Haaren rät Johannes Hess von der Landesinnung Friseure und Kosmetik Saarland zu einem fedrigen Schnitt mit einem kurzen, aber präsenten Pony, die Ohren frei geschnitten. Fedrig bedeutet, dass die Haarlängen variieren. Um der Frisur ihre Härte zu nehmen, sind im Frühjahr weich geschnittene Konturen wichtig. «Das heißt, ein paar kürzere und längere Haare legen sich über die exakte Kontur, so dass diese weicher ausläuft», erklärt Hess.


Wandelbar wird die Frisur durch Hilfsmittel wie Gel, glänzendes Wachs oder Mattpaste. «Du kannst die Haare ganz ruhig frisieren oder stachelig, und du kannst sie aufstellen, damit es nach Rockabilly aussieht», so Heijen.


Auch mittellanges Haar, das in den letzten Spitzen gestuft ist, sei laut Friseurmeister Sebastian Böhm sehr modisch. Hess findet bei dieser Haarlänge starke Kontraste im Schnitt wichtig. «Ein kompaktes, schweres Pony steht einem feinen, fransigen, stufigen Schnitt gegenüber», so Hess. Zudem entwickle sich beim Pony eine breite Optik, es wird weit nach außen geschnitten. Als Styling empfiehlt Böhm «Undone Hair», also eine Frisur, die ungemacht aussieht, aber trotzdem System hat: «Die Spitzen sehen trocken aus, alles ist ein bisschen matter.»


Der Trend bei langen Haaren entwickelt sich in Richtung Brigitte Bardot, erklärt Heiner Heijen vom Landesinnungsverband Friseurhandwerk Niedersachsen: Viel Volumen, ein starkes Pony und ein toupierter Hinterkopf. «Wobei man die Haare am nächsten Tag auch mal mit einem Glätteisen frisieren kann», betont Heijen auch hier die Wandelbarkeit. Bei langen Haaren findet Böhm geometrische, geradlinige Frisuren wichtig. Als Beispiel nennt er ein ganz langes, glattes Haar ohne Stufen mit einem prägnanten Pony.


Als Styling für einen Tag empfiehlt der Friseurmeister einen sehr hoch gesetzten, geglätteten Pferdeschwanz. Laut Heijen sollten Frauen dabei lieber reduzierte Accessoires verwenden. «Da die Haarschnitte allein schon so viele Variationsmöglichkeiten hergeben, ist Haarschmuck im Moment nicht unbedingt ein Trend», so Heijen. «Es geht wirklich darum, mit der Struktur und mit dem Haarschnitt zu spielen und zu leben.»


So vielseitig die Schnitte momentan auch sind - nicht für alle bleibt Platz: Manche Trends verabschieden sich zum Frühjahr. So würden laut Hess keine Undercuts mehr geschnitten, also die unteren Haare gekürzt, während das Deckhaar lang bleibt. Plakative Stehtechniken seien laut Heijen ebenso vorbei wie einheitliche Haarfarben.


Vielmehr geht es darum, dass die Farben weich ineinanderlaufen, passend zu den weichen Haarschnitten. Heijen empfiehlt die Haarfärbetechnik Painting. Dabei werden die Farbsträhnen mit einem Pinsel direkt in das Haar eingemalt, Alufolien und Haubentechnik fallen weg.


Wünscht der Kunde doch einmal etwas Härte, ist das über die Farbwahl zu erreichen. Böhm rät dabei zu Colour-Blocking. «Das heißt, die Farben passen eigentlich nicht zueinander, zum Beispiel eine kalte und eine warme Farbe oder eine natürliche und eine explosive Farbe.»


Was weniger auffälligere Farben angeht, rät Böhm zu erdigen und schlammigen Tönen. Die Haare sollen zum Beispiel aussehen wie eine abgewetzte Kokosnuss oder ein Findling. Von Braun über Khaki bis Grau ist alles möglich. Die Farbe Ombre findet Böhm dagegen völlig überholt. Sie wirke mittlerweile nur noch langweilig. Speziell bei langen Haaren seien laut Böhm und Hess Töne wie Aprikose und Pfirsich sowie Pastellkolorationen wie Mintgrün und Flieder im Trend.


Die Trends bei den Männerfrisuren entwickeln sich teils in eine andere Richtung. «Man hat auch bei den Männern wieder mehr Haare und sehr akkurate Schnitte», so Hess. Im Gegensatz zu den eher weichen Schnitten bei den Frauen seien bei den Männern laut Böhm aber harte, gerade Konturen im Trend. «Bei der neuen Mode kommt wieder mehr Ordnung in die Schnitte», bestätigt auch Hess.


Das Styling darf laut Böhm hingegen unordentlich aussehen. Wellig gestaltete Haare, die aussehen, als ob der Mann gerade vom Strand kommt, seien auch diesen Sommer wieder in Mode, oder ein unordentlicher Zopf. «Auch Haarreifen und gekrepptes Haar sind bei Männern wieder im Kommen», so Böhm. (DPA/TMN)