Springer kämpft mit Internetportalen gegen Print-Flaute

Mathias Döpfner, Vorstandsvorsitzender des deutschen Medienunternehmens Axel Springer SE, spricht auf der Bilanzpressekonferenz des Verlages in Berlin. Foto: Wolfgang Kumm
Mathias Döpfner, Vorstandsvorsitzender des deutschen Medienunternehmens Axel Springer SE, spricht auf der Bilanzpressekonferenz des Verlages in Berlin. Foto: Wolfgang Kumm

Mit steigenden Umsätzen bei Kleinanzeigen im Internet stemmt sich Axel Springer gegen das abflauende Geschäft mit Zeitungen und Zeitschriften. Online-Portale wie die Immobilien-plattform Immonet oder die Jobbörse Stepstone legten 2014 kräftig zu. Bei den Bezahlangeboten, zu denen auch die Zeitungen «Bild» und «Welt» gehören, stieg zwar der Umsatz, der Beitrag zum Gewinn ging aber zurück. Bei Anlegern kam vor allem die unveränderte Dividende nicht gut an: Die Aktie verlor zum Mittag mehr als 6 Prozent an Wert.

Mit Blick auf die Zukunft journalistischer Angebote verbreitete Springer-Chef Mathias Döpfner bei der Vorlage der Konzernbilanz in Berlin Optimismus: Für die digitalen Bezahlangebote von «Bild» und «Welt» zusammen habe es zum Jahresende bereits 311 000 zahlende Abonnenten gegeben. Springer-Finanzvorstand Julian Deutz sprach im digitalen Vertrieb insgesamt von Erlösen im unteren zweistelligen Millionenbereich. Insgesamt erzielte Springer - auch getrieben von der Übernahme des Senders N24 - im vergangenen Jahr einen Umsatz von 3,04 Milliarden Euro.


Auch anderen Verlegern sprach Döpfner Mut zu: Die Zeitungsbranche habe wenig Grund zu verzagen, sagte er. Gerade Regionalzeitungen hätten mit ihrem spezifischen Inhalt gute Chancen, auch in der digitalen Welt zu bestehen. Das Wachstum beim «Bild»-Bezahlangebot «Bild Plus» sei vor allem auf das Interesse an journalistischen Inhalten zurückzuführen. Dass Springer inzwischen auch Zusammenfassungen von Bundesligapartien online ausstrahle, habe einen geringeren Effekt auf die Abo-Zahlen gehabt als erwartet.


Im operativen Geschäft - Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda vor Sondereffekten) - legte Springer um mehr als zehn Prozent zu. Unterm Strich stand auch dank des Verkaufs mehrerer Zeitungen- und Zeitschriftentitel ein um knapp ein Drittel höherer Gewinn von 236 Millionen Euro. Mitte des vergangenen Jahres war der Verkauf der Regionalzeitungen, Frauen- und Programmzeitschriften an die Essener Funke-Gruppe vollzogen worden.


Mit einem Umsatzanstieg um mehr als ein Viertel ist das Geschäft mit Anzeigenportalen im Internet der wichtigste Wachstumstreiber. Springer hatte die Sparte 2014 unter anderem mit den Übernahmen des israelischen Portals Yad2 und der französischen Automarkt-Website LaCentrale noch weiter ausgebaut.


Der Konzern hat außerdem die Option, das Rubrikengeschäft, das bisher mit dem Investor General Atlantic zusammen betrieben wird, komplett unter das eigene Dach zu holen. Springer hat seinen Anteil an dem Unternehmen Axel Springer Digital Classifieds bereits auf 85 Prozent aufgestockt und dürfte auch den Rest im Tausch gegen Konzernaktien übernehmen.


Im laufenden Jahr erwartet Springer weiteres Wachstum. Der Umsatz soll im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich zulegen. Steigende Werbeerlöse sollen dem Konzern dabei über sinkende Umsätze beim Verkauf hinweghelfen. Das Ebitda dürfte laut Springer im hohen einstelligen Prozentbereich wachsen.


An der Börse kamen die Nachrichten dennoch nicht gut. Die Zahlen, der Ausblick und die Dividende reichten nicht aus, um die Investoren nach dem Rekordlauf der Aktien des Medienkonzerns bei Laune zu halten. Die Aktien knickten als Schlusslicht im MDax um zuletzt 6,07 Prozent auf 53,98 Euro ein. Am Dienstag hatten die Papiere eine neue Bestmarke erklommen. Seit Mitte Oktober belief sich das Plus in der Spitze auf rund 45 Prozent. (DPA)