Rad und Rasender Roland - Rügen abseits der Strandkörbe

Fahren unter Dampf - mit dem Rasenden Roland geht es in gemächlichem Tempo durch Rügens Insel-Osten. Foto: Bernd Wüstneck
Fahren unter Dampf - mit dem Rasenden Roland geht es in gemächlichem Tempo durch Rügens Insel-Osten. Foto: Bernd Wüstneck

Badeorte wie Sellin oder Binz gibt es im Südosten Rügens genug. Aber auch abseits der Strände gibt es viel zu entdecken - mit dem Rasenden Roland zum Beispiel, Rügens Kleinbahn unter Dampf. Oder auf dem Rad in den ausgedehnten Wäldern der Granitz. Wer im Sommer auf Rügen Urlaub macht, könnte die ganze Zeit am Strand liegen. Gerade im Südosten zwischen Göhren, Sellin und Binz gibt es etliche Strände, an denen schon zu Kaisers Zeiten geplanscht wurde. Aber auch abseits der Küste gibt es viel zu entdecken. 

 

Zum Beispiel in der Granitz zwischen Binz und Sellin, einem der größten Waldgebiete der Insel: Selbst wenn es am Strand richtig heiß wird, bleibt es dort angenehm frisch. Wanderer und Radfahrer sind über weite Strecken im Schatten unterwegs. Am Waldrand wuchert das Farnkraut, in der Luft tanzen Schmetterlinge.

 

Früher war die Granitz vor allem Jagdrevier. An diese Zeiten erinnert das Jagdschloss Granitz. Es stammt aus den Jahren ab 1837 und wirkt ein bisschen wie aus Disneyland. Die Idee hatte der damalige Kronprinz Friedrich, der spätere preußische König Wilhelm IV., der im Sommer oft auf Rügen war. Den Auftrag bekam Karl Friedrich Schinkel, der Stararchitekt seiner Zeit. Klotzen, nicht kleckern, lautete die Vorgabe: Die Aussichtsplattform liegt 144 Meter über dem Meeresspiegel.

 

Heute ist das Schloss ein Museum. Im Rittersaal ist eine Rüstung ausgestellt, ein Krummsäbel und ein Radschlossgewehr von 1579. Dass die einstigen Bewohner Jagdliebhaber mit einem Faible fürs Skurrile waren, zeigen Möbel aus Hirschhorn oder eine zum Tintenfass-Ständer umgearbeitete Geweihschaufel.

 

Vom Schloss ist es nicht weit bis zur nächsten Haltestelle des Rasenden Roland. Die Kleinbahn mit Dampflok ist eine der traditionsreichen Inselattraktionen: Mit ihr kann man von Putbus bis Göhren fahren und an zahlreichen Stationen zu- oder aussteigen.

 

Ein lohnender Stopp ist Sellin. Der Ort hat ähnlich schöne Bäderarchitektur zu bieten wie Binz, ist aber nicht ganz so trubelig. Und er hat ein Steilufer, von dem aus man über 89 Stufen Richtung Strand auf die Seebrücke gelangt - mit nicht ganz 400 Metern die längste auf Rügen. Der Blick vom Steilufer auf die Ostsee ist eindrucksvoll - und ein Grund dafür, dass das Standesamt auf der Seebrücke so beliebt ist.

 

Ein ziemlich ungewöhnliches Standesamt hat Binz auch: Es sieht aus wie ein am Strand gelandetes UFO, ist aber eine Rettungsstation aus dem Jahr 1968, die der Binzer Architekt Ulrich Müther entworfen hat. Berühmt ist Rügen allerdings mehr für seine weiß leuchtenden Gebäude mit Loggien, Balkonen und Balustraden aus der Zeit, als man noch komplett angekleidet samt Spazierstock und Hut an den Strand ging.

 

Heute ist Binz die heimliche Inselhauptstadt und mit rund zwei Millionen Übernachtungen im Jahr ein touristisches Schwergewicht: «Das größte Seebad der Ostsee und für viele auch das schönste», sagt Führerin Roswitha Sonnabend. Seebad ist Binz seit 1884. Damals kamen viele Urlauber noch per Schiff. «Die Dampfer ankerten auf der Ostsee, die Fischer holten die Gäste mit ihren Booten ab.» Das Umsteigen über eine Strickleiter war eine ziemlich heikle Sache - und auch deshalb die 1902 gebaute Seebrücke ein echter Schritt nach vorn.

 

Auf der Seebrücke ist immer viel Trubel, schon weil hier die Ausflugsschiffe wie die «Mönchgut» ab- und anlegen, die unter anderem die Kreidefelsen ansteuern, für die Rügen berühmt ist. Das Schiff fährt an Prora vorbei, wo die Nazis das größte Seebad der Welt bauen wollten. Die riesigen, grauen Klötze sind von Bord aus gut zu erkennen. Im Sommer 2011 hat in einem Teil der Anlage Mecklenburg-Vorpommerns größte Jugendherberge eröffnet. Erst seit Ende Mai gibt es in Prora das neue Naturerbe Zentrum Rügen. Dazu gehört ein mehr als einen Kilometer langer Baumwipfelpfad.

 

Auch Mukran lässt die «Mönchgut» links liegen, den neuen Hafen von Sassnitz. Die Kameras klicken fast die ganze Zeit, aber es wird noch einmal mehr, als der Königsstuhl ins Sichtfeld kommt. Der Pirat Klaus Störtebecker soll an dem Felsen in einer Höhle seine geraubten Schätze versteckt haben. Als er in Hamburg einen Kopf kürzer gemacht wurde, hat er nicht verraten, wo. (DPA/TMN)

 

Informationen:

Tourismuszentrale Rügen, Tel.: 03838/80 77 80, E-Mail: info@ruegen.de

 

Links

Tourismusportal rund um Rügen

Binz auf Rügen

Infos zum Rasender Roland

Jagdschloss Granitz

Königstuhl Nationalpark

Mehr zum Baumwipfelpfad

 

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