Torten-Attacke auf Wagenknecht beim Linke-Parteitag

Nach einem Angriff mit einer Sahnetorte auf Sahra Wagenknecht eilen Parteichefin Katja Kipping und der Fraktionsvorsitzende im Bundestag, Dietmar Bartsch, zu Hilfe. Foto: Hendrik Schmidt
Nach einem Angriff mit einer Sahnetorte auf Sahra Wagenknecht eilen Parteichefin Katja Kipping und der Fraktionsvorsitzende im Bundestag, Dietmar Bartsch, zu Hilfe. Foto: Hendrik Schmidt

Auf dem Linke-Parteitag in Magdeburg ist Bundestagsfraktionschefin Sahra Wagenknecht Opfer eines Tortenangriffs geworden. Die 46-Jährige bekam von einem jungen Mann am Samstag eine Torte mitten ins Gesicht geschleudert. Eine selbst ernannte «Antifaschistische Initiative» begründete dies mit ihrem Kurs in der Flüchtlingspolitik. Die anderen Mitglieder der Linke-Führung nahmen Wagenknecht gegen die Vorwürfe in Schutz.

 

 

Der Angriff auf die Ehefrau von Ex-Parteichef Oskar Lafontaine überschattete den Auftakt des Parteitags mit etwa 600 Delegierten. Wichtigster Tagesordnungspunkt sind die Vorstandswahlen. Die beiden Vorsitzenden Katja Kipping und Bernd Riexinger, die seit vier Jahren an der Spitze stehen, wollen die Linke auch ins Bundestags-Wahljahr 2017 führen. An ihrer Bestätigung gab es keine Zweifel.

 

Wagenknecht wurde von der Attacke überrascht, als sie in der ersten Reihe Riexingers Eröffnungsrede zuhörte. Der Mann warf ihr die braune Cremetorte aus unmittelbarer Nähe mitten ins Gesicht. Kipping und Co-Fraktionschef Dietmar Bartsch schirmten Wagenknecht umgehend ab. Bartsch begleitete sie dann aus der Halle. Wagenknecht fuhr zurück in ihr Hotel, wo sie sich umzog.

 

Nach Angaben einer Parteisprecherin wurde Anzeige gegen eine Frau und einen Mann erstattet. Der Sicherheitsdienst habe die Täter, die augenscheinlich aus «linken Strukturen» stammten, vom Gelände verwiesen. Sie seien als Pressevertreter angemeldet gewesen. Zu der Attacke bekannte sich eine «Antifaschistische Initiative - Torten für Menschenfeinde». Nach Angaben der Polizei wurde der mutmaßliche Tortenwerfer am Nachmittag noch vernommen.

 

Auf Flugblättern verglichen die Aktivisten Wagenknecht mit der AfD-Politikerin Beatrix von Storch, die im Februar ebenfalls mit einer Torte beworfen worden war. Zwischen der Alternative für Deutschland (AfD) und der Linken gebe es einen «nationalen Konsens». Wagenknecht hatte Kritik auf sich gezogen mit der Position, nicht alle Flüchtlinge könnten nach Deutschland kommen.

 

Riexinger, Kipping und Bartsch nahmen die Fraktionsvorsitzende in Schutz. Kipping sagte: «Das war nicht nur ein Angriff auf Sahra, das war ein Angriff auf uns alle.» Bartsch meinte: «Das ist nicht links, das ist auch nicht antifaschistisch. Das ist asozial, das ist hinterhältig, das ist dumm.»

 

Wagenknecht selbst äußerte sich zunächst nicht. In einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa hatte sie aber zuvor schon Kritik an ihren Äußerungen zurückgewiesen. Es sei eine «Banalität», dass die Aufnahme-Kapazitäten nicht unbegrenzt seien.

 

Mit dem Parteitag will sich die Linke - größte Oppositionspartei im Bundestag - für die Bundestagswahl im Herbst 2017 rüsten. Riexinger hielt der großen Koalition vor, nichts gegen soziale Spaltung zu unternehmen. Entscheidende Frage sei: «Wird der Kapitalismus immer autoritärer oder schaffen wir es, den Neoliberalismus und den Rechtspopulismus beiseite zu schieben?»

 

Riexinger bezeichnete die Ergebnisse der jüngsten Landtagswahlen als «schwere Niederlage». Die Linke hatte dabei massiv Wähler verloren, auch an die AfD. Die für Sachsen-Anhalt gehegte Hoffnung auf einen zweiten linken Ministerpräsidenten erfüllte sich nicht. Der ehemalige Fraktionschef Gregor Gysi hielt seiner Partei diese Woche vor, «saft- und kraftlos» geworden zu sein.

 

Gysi - immer noch der prominenteste Linke-Politiker - verzichtete auf die Reise nach Magdeburg. Begründet wurde dies damit, dass er nicht genügend Redezeit versprochen bekam. Der Thüringer Ministerpräsident Bodo Ramelow sagte seine Teilnahme ebenfalls ab, wegen einer Erkrankung. In den Umfragen liegt die Linke derzeit bundesweit bei acht bis zehn Prozent, hinter der AfD. (DPA)