Kurden-Präsident Barsani mahnt Türkei und PKK zu Gesprächen

Massud Barsani ist Präsident der kurdischen Autonomieregion im Nordirak. Foto: Maja Hitij/Archiv
Massud Barsani ist Präsident der kurdischen Autonomieregion im Nordirak. Foto: Maja Hitij/Archiv

Bei neuen Angriffen der türkischen Luftwaffe im Nordirak sollen mindestens acht Zivilisten getötet worden sein. Der Chef des autonomen Kurdistans fürchtet weitere Opfer - und fordert die PKK auf, die Region zu verlassen. Der Präsident der kurdischen Autonomieregion im Nordirak, Massud Barsani, hat die Türkei und die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK zur Rückkehr an den Verhandlungstisch aufgerufen. Zugleich forderte er die PKK auf, die Region Kurdistan verlassen, um nicht das Leben von Zivilisten zu gefährden.

Die türkische Luftwaffe hatte am Samstagmorgen erneut mutmaßliche PKK-Einrichtungen im Nordirak angegriffen. Dabei seien mindestens acht Zivilisten getötet worden, berichteten Anwohner der Deutschen Presse-Agentur. Sieben Menschen seien verletzt worden. Das türkische Außenministerium leitete Ermittlungen ein. Es werde jede Anstrengung unternommen, um bei Luftangriffen zivile Opfer zu vermeiden, hieß es am Samstagabend in einer Erklärung. Man wisse, dass sich keine Zivilisten in dem besagten Camp aufhielten und dass zum Zeitpunkt des Angriffs hochrangige PKK-Mitglieder dort gewesen seien. «Auf der anderen Seite ist es leider eine Tatsache, dass die Terrororganisation Zivilisten als menschliche Schutzschilde nutzt», hieß es weiter.


Nach Terroranschlägen in der Türkei mit Dutzenden Toten fliegt die türkische Luftwaffe Luftangriffe auf Stellungen der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Syrien und der PKK im nordirakischen Kurdengebiet. Die PKK hat mehrfach Polizisten in der Türkei angegriffen. Beide Seiten erklärten den 2013 gestarteten Friedensprozess für beendet. In dem Konflikt sind in den vergangenen drei Jahrzehnten mehr als 40 000 Menschen ums Leben gekommen. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan besuchte am Samstag Pakistan, wo er Ministerpräsident Nawaz Sharif traf. Wie ein pakistanischer Regierungsvertreter, der nicht genannt werden wollte, sagte, suchte Erdogan Unterstützung im Kampf gegen den IS. Er wirbt demnach dafür, dass Länder wie Indonesien, Malaysia und Pakistan den Zustrom von Kämpfern in die Region durch ihre Gebiete unterbinden.


Die kurdischen Volksschutzeinheiten (YPG) im Norden Syriens warnten die Türkei vor weiteren Angriffen. «Wenn diese provokativen Aktionen weitergehen, werden sie negative Konsequenzen haben, und die türkische Regierung wird für die Folgen verantwortlich gemacht werden», hieß es in einer Erklärung. Die YPG-Einheiten sind eng mit der PKK verbunden und kämpfen im türkisch-syrischen Grenzgebiet gegen den IS. Sie sind damit Verbündete der USA und werden seit Monaten durch Luftangriffe unterstützt. Nach wochenlangen Kämpfen vertrieben YPG-Einheiten und syrische Regierungstruppen den IS aus der Stadt Hasaka im Nordosten Syriens. Kurden-Sprecher Idriss Nassan sprach von einem wichtigen Sieg. Nassan sagte der dpa, die Dschihadisten seien bis drei Kilometer vor der Stadt zurückgedrängt worden.


Die staatliche syrische Nachrichtenagentur Sana meldete, die Armee habe den letzten IS-Stützpunkt in Hasaka übernommen und «Dutzende Terroristen» getötet. Hasaka, Hauptstadt der gleichnamigen Provinz, war bis zum 25. Juni unter den Kurden und der syrischen Armee aufgeteilt. Dann eroberten IS-Milizen große Teile. Laut der oppositionsnahen syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte hatten die Kurden vor dem IS-Einmarsch 40 Prozent der Stadt unter ihrer Kontrolle. Jetzt seien es 70 Prozent. Kurdische Milizen töteten diesen Angaben nach zuletzt 25 Dschihadisten. Hasaka liegt strategisch wichtig nahe den Grenzen zur Türkei und zum Irak. (dpa)


Rudaw-Bericht, Englisch

Stellungnahme türkisches Außenministerium