ProSiebenSat.1 legt mit Internet-Portalen kräftig zu

Das Konzern-Logo der ProSiebenSat.1 Media AG am Eingang zur Konzern-Zentrale in Unterföhring bei München. Foto: Andreas Gebert
Das Konzern-Logo der ProSiebenSat.1 Media AG am Eingang zur Konzern-Zentrale in Unterföhring bei München. Foto: Andreas Gebert

Der Fernsehkonzern ProSiebenSat.1 ist weiter auf Einkaufstour. Die Kasse für weitere Übernahmen sei mit einer halben Milliarde Euro gut gefüllt, erklärte der Vorstand am Donnerstag in Unterföhring bei München. Nach dem Kauf des Strompreis-Portals Verivox sei ProSiebenSat.1 auf der Suche nach weiteren Vergleichsportalen als Ergänzung. Eine mögliche Fusion mit Axel Springer, von der Insider berichtet hatten, ist bis auf weiteres abgesagt.


Die beiden Medienkonzerne hatten am Mittwoch verkündet, die Möglichkeiten für eine lose Zusammenarbeit in der Digitalbranche auszuloten. Sie schauten sich jetzt einzelne Digital-Firmen an, in die sie gemeinsam investieren könnten, sagte ProSiebenSat.1-Digitalvorstand Christian Wegner.


Das Kerngeschäft, das klassische Werbefernsehen, wächst ordentlich, der Zuschauermarktanteil erreichte mit fast 30 Prozent sogar den höchsten Wert seit zehn Jahren - aber Fernsehwerbung erbringt inzwischen nur noch 64 Prozent des Umsatzes. Die Digitalsparte wächst dagegen zweistellig - und hier vor allem das Geschäft mit Internet-Läden und Portalen wie Billiger-Mietwagen.de oder Weg.de. Insgesamt kletterten Umsatz und Gewinn der Sendergruppe im zweiten Quartal auch durch Zukäufe von Internet-Portalen kräftig.


Im Juni übernahm die Sendergruppe die Mehrheit an Verivox. Vorstandschef Thomas Ebeling erklärte, das Fernsehen «ist der Motor unseres Digitalgeschäfts und bietet uns die Möglichkeit, Produkte mit geringen finanziellen Aufwendungen bei einem Millionenpublikum zu vermarkten».


Ob er auch die Scout24-Gruppe mit ihren Immobilien- und Auto-Portalen kaufen und damit zum Beispiel Springers Immowelt-Portal Konkurrenz machen will, ließ Ebeling offen. Zukäufe oder Zusammenschlüsse, die den gesamten Konzern umwandeln würden, erwäge man derzeit nicht. Trotz mehrerer Käufe - darunter der Online-Sexshop Amorelie, der Parfumhändler Flaconi und ein Vermarkter von Youtube-Stars in den USA - stieg die Verschuldung nicht.


Zu Fragen, ob ProSiebenSat.1 selbst zum Übernahmeziel werden könnte und wie das Management darauf reagieren würde, schwieg Ebeling. Das Unternehmen ist überwiegend in Streubesitz. Häufig sind kleinere Investoren zu einem Verkauf ihrer Anteile zu überreden, wenn ein Bieter genug Geld auf den Tisch legt.


Das solide Wachstum könnte ProSiebenSat.1 für Käufer attraktiv machen. Im zweiten Quartal steigerte der Medienkonzern seinen Umsatz um 12 Prozent auf 773 Mio Euro. Der Betriebsgewinn stieg um 8 Prozent, unterm Strich legte der Gewinn um fast ein Drittel auf 118 Millionen Euro zu. (DPA)