Masche oder Mehrwert: Sondermodelle versprechen Vorteile

Schnell vergriffen: Vom Porsche 911 GT3 RS werden in jeder Elfer-Baureihe nur wenige Exemplare aufgelegt. Foto: Porsche
Schnell vergriffen: Vom Porsche 911 GT3 RS werden in jeder Elfer-Baureihe nur wenige Exemplare aufgelegt. Foto: Porsche

In Deutschland werden derzeit über 3000 unterschiedliche Fahrzeugtypen angeboten. Dazu zählen Modelle, Karosserieformen und Motorenarten, wie das Center Automotive Research (CAR) an der Universität Duisburg-Essen untersucht hat. Man könnte meinen, dass Autokäufern eine ausreichende Auswahl zur Verfügung steht. Viele Hersteller sehen das etwas anders: Sie bringen zusätzlich Sondermodelle und Sondereditionen in die Verkaufshäuser. Der Vorteil: 

«Mit Sondermodellen lässt sich die Attraktivität von Serienfahrzeugen im Laufe des Lebenszyklus steigern und Aufmerksamkeit beim Käufer erzielen», sagt Stefan Bratzel, Professor für Automobilwirtschaft an der Fachhochschule der Wirtschaft in Bergisch Gladbach. Deshalb würden häufig in der zweiten Hälfte des Lebenszyklus Sondermodelle mit einem Preisvorteil angeboten.


Prof. Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen sieht es ähnlich: «Üblicherweise sind Sondermodelle eine Form der Verkaufsförderung. Wenn ein Modell einige Zeit im Markt ist und sich im Wettbewerbsumfeld schwieriger verkauft, wertet man es mit Extras auf und nennt das Ganze dann Sondermodell», sagt er. Eigentlich sei das ein Rabatt.


«Bei einem Großteil der Sondermodelle werden Zusatzpakete und Kombinationen von Zusatzausstattungen preisgünstiger angeboten», sagt Dudenhöffer. Dadurch bieten sie im Vergleich zum Basismodell teils spezielle Ausstattungs- und Designdetails, wie etwa besondere Räder, Klimaanlage und Schiebedach oder Anbauteile.


Ein Sonderfall sind sogenannte Sondereditionen: Sie sind seltener und können zu Sammlerobjekten werden. «Sondereditionen bieten deutlich stärkere Veränderungen im Vergleich zum Serienmodell», sagt Dudenhöffer. Das können leistungsgesteigerte Motorversionen, veränderte Karosserien oder spezielle Innenausstattungen sein.


Vor allem exklusive Hersteller wie Ferrari, Porsche, Lamborghini oder Rolls-Royce verkaufen regelmäßig spezielle Fahrzeugeditionen für eine solvente Klientel. Die limitierten Fahrzeuge sind dann noch stärker, noch extremer, noch seltener und noch teurer. Mercedes verkauft etwa anlässlich des Oldtimer-Rennens Mille Miglia im Mai den SL Mille Miglia 417 und feiert damit den Rennerfolg des Ur-SL vor 60 Jahren.


«Grundsätzlich werden die Fahrzeuge so konzipiert, dass sie weltweit angeboten werden können», sagt Martin Hülder, Leiter Produktmarketing bei Mercedes-Benz. Mercedes bietet zum Start neuer Modelle oft eine Sonderedition an. «Das soll den Enthusiasten der ersten Stunde gleich zur Markteinführung das Besondere bieten», sagt Hülder.


Auch Volumenhersteller wie Volkswagen legen oft Sondermodelle auf, bieten aber nur wenige exklusive Editionen an. Vergangenes Jahr zählte dazu der VW Polo R WRC - ein Kleinwagen mit der Leistung eines Sportwagens. Auch vom VW Golf Borussia Mönchengladbach wurden nur 50 Fahrzeuge angeboten - in und um Mönchengladbach.


Geringes Angebot soll die Nachfrage steigern - und den Preis. «Für Sammler gilt bei Autos vielfach die Formel: je exklusiver, desto attraktiver», sagt Prof. Bratzel. Dabei geht es um die Anzahl der aufgelegten Sonder-Editionen, den Umfang der Veränderung und oftmals auch den Preis. Eine bloße Sonderfarbe bringt kaum etwas. (DPA/TMN)