Mutmaßlicher «Flash Crash»-Verursacher wehrt sich gegen Auslieferung

Aktienhändler und Analysten in Frankfurt verfolgten den sogenannten "Flash Crash" am 06.05.2010. Foto: Boris Roessler/Archiv
Aktienhändler und Analysten in Frankfurt verfolgten den sogenannten "Flash Crash" am 06.05.2010. Foto: Boris Roessler/Archiv

Ein britischer Aktienhändler soll sich mit Manipulationen auf dem Finanzmarkt ein Millionenvermögen ergaunert und einen beispiellosen Absturz des US-Leitindex mitverursacht haben. Er wolle sich gegen einen Auslieferungsantrag der US-Behörden zur Wehr setzen, sagte der 36-Jährige am Mittwoch vor einem Londoner Gericht. Der Richter setzte eine Kaution von 5,05 Millionen Pfund (7,1 Mio Euro) fest. Am Vortag hatten Ermittler den Mann aus dem Londoner Stadtteil Hounslow festgenommen. 

In den USA wirft man ihm Betrug, Manipulation und anderer Vergehen vor, wie das Justizministerium in Washington mitgeteilt hatte. Insgesamt seien es 22 Anklagepunkte, ihm droht eine lange Haftstrafe. Auch die US-Finanzaufsicht CFTC hat ein Verfahren eröffnet.


Der Brite soll ein automatisiertes Handelsprogramm manipuliert und so unter anderem den sogenannten Flash Crash am 6. Mai 2010 mitverursacht haben. Damals stürzte der US-Leitindex Dow Jones in nur fünf Minuten um 600 Punkte ab. Fast eine Billion an Börsenwert wurde blitzartig vernichtet. Einen Großteil der Verluste konnte der Index rasch wieder gutmachen, trotzdem ging der Vorfall in die Finanzgeschichte ein.


Dem 36-Jährigen wird noch mehr vorgeworfen: Den Ermittlern zufolge war die Mitwirkung am Börsen-Crash nur die spektakulärste Folge seiner Marktmanipulationen. Der Mann wird beschuldigt, mit seiner Firma über fünf Jahre hinweg in großem Stil Scheinaufträge für sogenannte Indexprodukte platziert zu haben. Damit habe er die Kurse gedrückt, um Kontrakte auf Termingeschäfte, die er vorher verkauft hatte, günstiger zurückkaufen zu können.


Die illegale Praxis, mit der der Händler 40 Millionen Dollar (37 Mio Euro) ergaunert haben soll, wird als «Spoofing» und «Layering» bezeichnet. Dabei werden massenhaft Verkaufsorders am Markt platziert und dann rasch wieder storniert. So entsteht der falsche Eindruck, Investoren würden aus bestimmten Positionen fliehen und der Preis für das entsprechende Wertpapier sinkt. Der Beschuldigte war wegen dieser Tricksereien schon länger im Visier der Aufseher.


Vor Gericht erschien der Mann am Mittwoch in einem gelben Sweatshirt und einer weißen Jogginghose. Die Sache treffe den Verdächtigen wie ein Blitz aus heiterem Himmel, sagte sein Anwalt. Der 36-Jährige wohnt britischen Medien zufolge bei seinen Eltern in einer bescheidenen Doppelhaushälfte mit kleinem Vorgarten. Nachbarn erzählten Journalisten, dass sie nichts von den angeblichen Betrügereien und dem Vermögen gewusst hätten. (DPA)