Mercedes-Maybach S 600: Aber bitte mit Sahne

Der Mercedes-Maybach S 600 ist die luxuriöse Version der S-Klasse. Die beiden Modelle unterscheiden sich äußerlich nicht sehr stark. Foto: Mercedes
Der Mercedes-Maybach S 600 ist die luxuriöse Version der S-Klasse. Die beiden Modelle unterscheiden sich äußerlich nicht sehr stark. Foto: Mercedes

Manager, Magnaten und Monarchen aufgepasst: Ihr bekommt einen neuen Dienstwagen. Zwei Jahre nach dem Ende von Maybach 57 und 62 bringt Daimler den noblen Namen als besonders luxuriöse Version der S-Klasse zurück.


Luxuriöseste Limousine aus Deutschland

20 Zentimeter mehr Radstand und Sitze wie im Lear-Jet machen das auf 5,45 Meter gestreckte Flaggschiff zur längsten und luxuriösesten Limousine aus Deutschland. Nur beim Preis haben sich die Schwaben Mäßigung auferlegt: 

Weil die großen Stückzahlen der S-Klasse-Familie die Kosten drücken, verlangen sie pro Zentimeter nur einen Aufschlag von rund 1000 Euro und starten bei 134 054 Euro für den S 500. Selbst der elitäre S 600 mit V12-Motor für 187 842 Euro sortiert sich noch hinter manchen AMG-Modellen ein. Von Bentley und Rolls-Royce ganz zu schweigen.


Während sich bei der Entwicklung eines Autos normalerweise alles um den Platz vorne links dreht, haben die Ingenieure beim Maybach vor allem nach hinten rechts geschaut. Nicht, dass der Fahrer vernachlässigt würde. Immerhin kommandiert er einen V12-Motor mit sechs Litern Hubraum und 390 kW/530 PS. Der treibt die 2,3 Tonnen schwere Limousine binnen 5,0 Sekunden auf Tempo 100 und danach mühelos ans Limit von 250 km/h. Außerdem kann er auf sämtliche Assistenz- und Komfortsysteme der aktuellen S-Klasse zurückgreifen. Aber wer wirklich wichtig ist im Maybach, der sitzt in der zweiten Reihe.


Eher Thron als Sitz

Wobei das mit dem Sitzen so eine Sache ist. Wenn der Chauffeur die Tür öffnet, dann blickt man in einen Salon aus Lack und Leder. Und wenn man einsteigt, gleitet man auf einen Sessel, der so weich und bequem ist wie ein Himmelbett. Es dauert zwar fast 30 Sekunden, aber dann haben zwei Dutzend Elektromotoren die Lehne bis zu 43 Grad geneigt, die Beinauflage ausgefahren, den Beifahrersitz fast ins Handschuhfach gefaltet und ein Fußbänkchen aufgestellt.


Jetzt noch schnell die Hot-Stone-Massage aktiviert, die Sonnenblenden geschlossen und als Schlummertrunk einen gekühlten Champagner in die silbernen Kelche aus der Armlehne gefüllt. Dann wird der Maybach zum Schlafwagen erster Klasse und die Fahrt kann gar nicht lange genug dauern - zumal eine weiter verbesserte Schalldämmung den Maybach-Fond zum leisesten Hinterzimmer der Autowelt macht.


Auch für aufgeweckte Arbeits eiferer

Der Luxusliner ist nicht nur erste Wahl für müde Manager. Auch aufgeweckte Aristokraten oder Aufsichtsräte dürften an der großen Limousine ihren Gefallen finden. Denn dort, wo eben noch der Champagner kühl gestellt war, heizen die Becherhalter jetzt den Kaffee vor, aus der nach ganz vorn durchlaufenden Mittelkonsole falten sich zwei Klapptische und über die Bildschirme an den Rücklehnen der Vordersitze flimmern Aktienkurse oder der aktuelle Maileingang.


Dass die Menüführung etwas mühsam ist, die Fernbedienung gefährlich nach neunziger Jahre aussieht und man die Displays weder per Touchsteuerung bedienen noch aus ihrer Halterung nehmen kann, ist dabei nur ein kleiner Dämpfer. Nicht umsonst genügt ein feines Flüstern über die digital verstärkte Wechselsprechanlage und der Chauffeur wird zum Sekretär, der bei der Orientierung im Infotainment-Dschungel hilft, während die Assistenzsysteme fast von alleine den Kurs halten und er im besten Fall sogar mal eine halbe Minute die Hände vom Lenker nehmen kann.


Kein Auto für Aufschneider

Eine Oase der Ruhe oder ein Büro auf Rädern - diese Rolle spielt der neue Maybach perfekt. Für Aufschneider ist der Luxusliner allenfalls zweite Wahl.


Die Limousine ist zwar ein stattliches Auto, aber ein Blickfang ist der Luxusliner nicht. Wer bei der Ankunft automatisch alle Blicke auf sich ziehen möchte, der muss die Opulenz eines Rolls-Royce oder den Barock eines Bentley wählen.


Fazit: Luxus am laufenden Meter

Mag sein, dass Mercedes die S-Klasse als das beste Auto der Welt feiert. Aber dieser Superlativ ist jetzt futsch. Denn mit Luxus am laufenden Meter und seinem First-Class-Fond stempelt der Maybach die herkömmliche S-Klasse zum schnöden Dienstwagen für Besserverdiener und stellt sich an die Spitze der deutschen Limousinen-Flotte: Mag sein, dass ein Bentley protziger ist und ein Rolls-Royce mehr Stil hat - aber zumindest Audi und BMW kommen da nicht mehr mit.


Datenblatt: Mercedes- Maybach S 600

Motor und Antrieb: V12-Turbo-Benzindirekteinspritzer
Hubraum: 5980 ccm
Max. Leistung: 390 kW/530 PS bei 4900 - 5300 U/min
Max. Drehmoment: 830 Nm bei 1900 - 4000 U/min
Antrieb: Heckantrieb
Getriebe: 7-Gang-Automatikgetriebe
Maße und Gewichte  
Länge: 5,45 m
Breite: 1,89 m
Höhe: 1,49 m
Radstand: 3,36 m
Leergewicht: 2335 kg
Zuladung: 480 kg
Kofferraumvolumen: 530 Liter
Fahrdaten  
Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h
Beschleunigung 0-100 km/h: 5,0 s
Durchschnittsverbrauch: 11,7 Liter/100 km
Reichweite: 680 km
CO2-Emission: 274 g/km
Kraftstoff: Super
Schadstoffklasse: EU6
Energieeffizienzklasse: F
Kosten  
Basispreis Mercedes S-Klasse: 81 753 Euro
Grundpreis des Mercedes Maybach S: 187 842 Euro
Typklassen: k.A.
Kfz-Steuer: 478 Euro/Jahr
Wichtige Serienausstattung  
Sicherheit: Front-, Seiten-, Knie- und Kopfairbags, Abstandsautomatik mit Lenkeingriff
Komfort: Liegesessel im Fond, Innenraum-Parfümierung, Massagesitze
Spritspartechnik: Start-Stopp-Automatik

Alle Daten laut Hersteller, GDV, Schwacke


(DPA-INFOCOM)