Konjunkturforscher: Verbraucher geben 2015 noch mehr Geld aus

In Deutschland wird derzeit gerne eingekauft. Foto: Sebastian Kahnert
In Deutschland wird derzeit gerne eingekauft. Foto: Sebastian Kahnert

Bei den Verbrauchern in Deutschland sitzt das Geld angesichts niedriger Inflation und spürbarer Lohnerhöhungen derzeit locker. Nach Einschätzung des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) wird der private Konsum in diesem Jahr sogar noch stärker steigen als 2014 und damit die Konjunktur weiter anschieben. «Das RWI prognostiziert für dieses Jahr einen Anstieg des privaten Konsums von 2,6 Prozent - das wären 1,4 Prozentpunkte mehr als 2014», sagte RWI-Konjunkturchef Roland Döhrn der «Wirtschaftswoche».


Hauptgründe für das anhaltend gute Konsumklima seien steigende Beschäftigtenzahlen und hohe Lohnabschlüsse. «Die Lohnerhöhungen dürften in diesem und in den kommenden Jahren kräftig ausfallen.»


Erst am Freitag war für die 550 000 Beschäftigten der deutschen Chemieindustrie ein Plus von 2,8 Prozent vereinbart worden. Der zuvor erzielte Abschluss für mehr als 3,7 Millionen Beschäftigte der deutschen Metall- und Elektroindustrie sieht eine Entgelterhöhung von 3,4 Prozent vor. Angesichts geringer Preissteigerungen bleibt den Beschäftigten auch real mehr Geld in der Tasche. So sind die Reallöhne der deutschen Arbeitnehmer 2014 nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes um 1,7 Prozent gestiegen.


Erst vor wenigen Tagen hatte der Marktforscher GfK berichtet, die Verbraucherstimmung in Deutschland sei so gut wie 2001 nicht mehr. Die Anschaffungsneigung liege nur noch knapp unter ihrem historischen Höchststand, während die Sparneigung angesichts minimaler Zinsen extrem niedrig sei.


Gefahren, dass der Konsum einbricht, sieht Konjunkturforscher Döhrn nicht. «Ich sehe derzeit keine belastenden Faktoren, sofern es zu keinen externen Schocks wie einem Anstieg des Ölpreises kommt.»


Positive Auswirkungen auf den Konsum durch den gesetzlichen Mindestlohn sieht der RWI-Experte allerdings nicht. «Der Konsumeffekt durch den Mindestlohn ist, wenn überhaupt, nur kurzfristig. Langfristig sind die Auswirkungen auf den privaten Verbrauch eher negativ», sagte er der «Wirtschaftswoche». Durch den Mindestlohn gingen mittel- und langfristig Jobs verloren. Zudem werde ein Teil der zusätzlichen Einkommen über steigende Preise etwa im Dienstleistungsbereich neutralisiert. (DPA)