Polizei fasst Anführer des mexikanischen Tempelritter-Kartells

Vom Lehrer zum gesuchten Verbrecher: Servando Gómez Martínez alias «La Tuta» ist gefasst worden. Foto: SSP/epa
Vom Lehrer zum gesuchten Verbrecher: Servando Gómez Martínez alias «La Tuta» ist gefasst worden. Foto: SSP/epa

Einst war er der unumstrittene Herrscher im mexikanischen Bundesstaat Michoacán, jetzt ist der Chef des mächtigen Drogenkartells «Caballeros Templarios» (Tempelritter) den Ermittlern ins Netz gegangen. Beamte hätten Servando Gómez Martínez alias «La Tuta» in der Stadt Morelia gefasst, teilte die Bundespolizei am Freitag mit. Der ehemalige Lehrer war der meistgesuchte Verbrecher des Landes. Seit Streitkräfte und Polizei vor rund einem Jahr wieder die Kontrolle über die Unruheregion Michoacán im Westen des Landes übernommen hatten, war «La Tuta» auf der Flucht. 

Die Generalstaatsanwaltschaft hatte ein Kopfgeld von 30 Millionen Pesos (1,8 Mio Euro) auf ihn ausgesetzt. Auch die US-Behörden suchten ihn wegen Drogenschmuggels.


Die Tempelritter waren aus der «Familia Michoacana» hervorgegangen und sind in den Verkauf synthetischer Drogen, illegalen Bergbau und Schutzgelderpressung verwickelt. In ihrer Hochburg Michoacán ist die Gruppe tief in der Bevölkerung verwurzelt und präsentiert sich als soziale Bewegung, die Schulen baut und Kleinkriminelle verfolgt.


Allerdings pressten die Tempelritter den Menschen eine Art Steuer auf jede wirtschaftliche Aktivität ab und terrorisierten ihre Gegner. «La Tuta» hingegen sah sich stets als Wohltäter. «Wir sind Diener», sagte er einmal in einer Videobotschaft. «Wir kämpfen für die Interessen der Menschen von Michoacán.»


Im vergangenen Jahr geriet das Kartell vonseiten der Sicherheitskräfte und bewaffneter Bürgerwehren erheblich unter Druck. Nachdem die Tempelritter die Abgaben erhöht und gedroht hatten, Mädchen und Frauen zu vergewaltigen, sollte die Steuer nicht entrichtet werden, griffen die Selbstverteidigungsgruppen zu den Waffen und starteten eine Offensive gegen das Kartell.


Angesichts der bürgerkriegsähnlichen Zustände sah sich die Regierung zum Handeln gezwungen. Präsident Enrique Peña Nieto schickte vor rund einem Jahr noch einmal fast 10 000 Soldaten und Polizisten in die bereits stark militarisierte Unruheregion.


Seit der Festnahme des legendären Chefs des Sinaloa-Kartells, Joaquín «El Chapo» Guzmán, galt «La Tuta» als der meistgesuchte Drogenboss des Landes. Im Gegensatz zu anderen Kartell-Chefs, die die Öffentlichkeit scheuen, zeigte er sich immer wieder in Videobotschaften. (DPA)