Commerzbank wächst bei Privatkunden auf Kosten der Konkurrenz

Die Commerzbank sieht sich nach einem harten Umbau inzwischen bestens aufgestellt. Ausruhen will sich das Institut auf ersten Erfolgen aber nicht. Foto: Daniel Reinhardt/Archiv
Die Commerzbank sieht sich nach einem harten Umbau inzwischen bestens aufgestellt. Ausruhen will sich das Institut auf ersten Erfolgen aber nicht. Foto: Daniel Reinhardt/Archiv

Die Commerzbank fasst trotz der historisch niedrigen Zinsen im lange enttäuschenden Privatkundengeschäft zunehmend Tritt. «Wir wachsen und wir wachsen zulasten unserer Wettbewerber», sagte Vorstand Martin Zielke der Deutschen Presse-Agentur. In den ersten zehn Monaten dieses Jahres habe das Institut etwa 240 000 zusätzliche Kunden gewonnen. «Wir nehmen tatsächlich allen Wettbewerbern im Markt Kunden ab.» Die Sparte steigere ihren Gewinn schneller als erwartet.


«Wir sind aber alles andere als euphorisch, weil das Marktumfeld das nicht zulässt», betonte Zielke. «Auch nach vorne sehe ich keinen gigantischen Rückenwind für unser Geschäft.» Niedrige Zinsen drücken üblicherweise auf die Erträge und Gewinne von Banken.


Die seit der Finanzkrise teilverstaatlichte Commerzbank lockt zum Missfallen von Sparkassen und Volksbanken mit kostenlosem Girokonto und Startguthaben. Das zahle sich aber aus, sagte Zielke: «Wir gewinnen überproportional ertragsstarke Kunden.»


Mit Strafzinsen will Deutschlands zweitgrößtes Geldinstitut Privatkunden nicht verschrecken. «Wir planen im Privatkundenbereich keine Negativzinsen. Ich kann mir das auch nicht vorstellen», betonte Zielke. «Aber was wir sehen ist, dass die Zentralbank für Liquidität einen Preis verlangt. Damit müssen wir als Bank umgehen. Große institutionelle Volumen kosten unter diesen Bedingungen eine Bank Geld.»


Die Europäische Zentralbank (EZB) kassiert von Geschäftsbanken derzeit 0,2 Prozent Zinsen, wenn diese über Nacht Geld bei ihr bunkern. Dies geben erste Häuser weiter - etwa an Unternehmenskunden, für die sie große Geldbestände vorhalten. Auch die Commerzbank behält sich einen solchen Schritt für einige Großkunden vor.


Im Privatkundengeschäft hatte die Bank ihre Offensive vor zwei Jahren gestartet. Bis Ende Oktober 2014 erhöhte sich seitdem die Kundenzahl um etwa 485 000. Die Ziele von mehr als 500 Millionen Euro operativem Gewinn und eines Kundenwachstums um eine Million bis Ende 2016 rückten näher, sagte Zielke: «Das Kundenwachstum liegt ziemlich nah am Zielpfad, das Ergebniswachstum liegt aktuell sogar etwas über den Erwartungen.»


In den ersten neun Monaten dieses Jahres verdiente Zielkes Sparte operativ 350 Millionen Euro, im Vorjahreszeitraum waren es 164 Millionen Euro. Besonders gut liefen zuletzt Baufinanzierungen, wo das Institut seinen Marktanteil am Neugeschäft binnen drei Jahren von rund fünf Prozent auf mehr als zehn Prozent steigern konnte.


«Wir haben es geschafft, das Privatkundengeschäft der Commerzbank wieder aufs Spielfeld zurückzuführen», sagte Zielke. «Wir spielen nicht nur mit, wir spielen auch wieder an der Spitze mit. Ziel ist, daraus jetzt noch mehr zu machen.» So sollen neue Angebote in der Vermögensverwaltung auch für weniger betuchte Kunden attraktiv sein. Die Commerzbank verspricht sich davon gerade in Zeiten niedriger Zinsen stabilere Erträge. (DPA)