Studie: Zu viel Fleisch in Schul-Mittagessen

Die Mittagspause dauert nur in 39 Prozent der Schulen länger als 45 Minuten - wie es Ernährungsexperten empfehlen. Foto: Ralf Hirschberger/Archiv- und Symbolbild
Die Mittagspause dauert nur in 39 Prozent der Schulen länger als 45 Minuten - wie es Ernährungsexperten empfehlen. Foto: Ralf Hirschberger/Archiv- und Symbolbild

Zu oft Fleisch, zu selten Gemüse und zu viel Hektik in den Mittagspausen: Schulessen in Deutschland ist laut einer Studie häufig nicht gesund genug. Auch an der Vielfalt mangelt es. Das geht aus einer Untersuchung im Auftrag des Bundesernährungsministeriums hervor. Auch 12 000 Schüler wurden dafür befragt. Experten mahnen, die Qualität der Angebote sei noch deutlich zu verbessern. Für Schüler sollte es mehr Fisch und Gemüse geben, heißt es in der Studie der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg. 

Nach wie vor würden zu häufig Fleischgerichte aufgetischt. So entsprach nur etwa jeder fünfte Schul-Speiseplan der Expertenempfehlung, höchstens zweimal pro Woche Fleisch zu essen.


Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) rät zudem, jeden Tag Gemüse auf dem Speiseplan zu haben. Dies wird aber längst nicht bei allen Schulessen umgesetzt. Und wenn es Gemüse gibt, dann ist das auch oft keine Freude: Bei Spinat und Blumenkohl etwa bemängelten die Fachleute, dass dieses Essen nach längeren Warmhalte-Transporten nicht mehr appetitlich aussehe und schmecke.


Die Experten stellten andererseits fest, dass Salatbuffets mittlerweile in einem Drittel der Schulen Standard sind. Mehr als zwei Drittel bieten Gratis-Getränke an.


Die Mittagspausen der Schüler sind teilweise relativ kurz. Nur in etwa vier von zehn Schulen dauern sie der Studie zufolge länger als 46 Minuten - wie es Ernährungsexperten empfehlen, damit die Kinder in Ruhe essen können.


Die Schüler selbst beurteilten das Schulmittagessen auf einer Skala von 1 bis 5 im Schnitt mit der Note 2,6. Für die Studie wurden auch 1500 Schulleiter und 212 Schulträger befragt sowie 760 Speisepläne geprüft.


Bundesernährungsminister Christian Schmidt (CSU) sagte, vieles habe sich in den vergangenen Jahren verbessert. «Aber unser Ziel muss es sein, dass Deutschland bei der Schulverpflegung im positiven Sinne ein Streber wird.» Eltern müssten sich darauf verlassen können, dass ihre Kinder in der Schule etwas Vernünftiges zu essen bekommen.


Da es immer mehr Ganztagsschulen gibt, wird auch die Qualität des Schulessens wichtiger. Nach Angaben der Kultusministerkonferenz werden inzwischen 2,4 Millionen Schüler ganztags unterrichtet und damit fast ein Drittel aller Kinder von der Grundschule bis zur Mittelstufe. In Ganztagsschulen gibt es mindestens an drei Tagen in der Woche ein Lehrangebot bis in den Nachmittag hinein. An all diesen Tagen soll auch ein Mittagessen aufgetischt werden. Ziel gesunder Schul-Ernährung ist auch, Übergewicht bei Kindern zu vermeiden.


Fachleute fordern Verbesserungen. Das Kinderhilfswerk warb dafür, auf heimische und saisonale Produkte zu setzen. «Wer in der Kindheit nicht erfährt und erlebt, was gesunde Ernährung ist, wird dies im Erwachsenenalter kaum nachholen können.»


Grünen-Verbraucherexpertin Nicole Maisch sagte: «Der Markt für Schulverpflegung darf nicht allein in den Händen weniger überregionaler Großversorger bleiben.» SPD-Fachpolitikerin Elvira Drobinski-Weiß regte an: «Der Einstieg des Bundes in die Schulverpflegung sollte geprüft werden.» Hochwertige Kinder-Verpflegung dürfe nicht vom Geldbeutel der Eltern abhängen.


Die Verbraucherorganisation Foodwatch forderte, alle Ergebnisse der amtlichen Lebensmittelkontrollen in Schulkantinen und bei Anbietern von Schulverpflegung öffentlich zu machen. Es sei ein Unding, dass Lehrer und Eltern nicht darauf zugreifen könnten, um den vertrauenswürdigsten Lieferanten zu ermitteln, kritisierte der stellvertretende Foodwatch-Geschäftsführer Matthias Wolfschmidt. (DPA)