Veh geht beim VfB Stuttgart - Stevens als Nachfolger?

Ist nicht länger Trainer des VfB Stuttgart: Armin Veh. Foto: Sebastian Kahnert
Ist nicht länger Trainer des VfB Stuttgart: Armin Veh. Foto: Sebastian Kahnert

Armin Veh hat mit seinem völlig überraschenden Rücktritt die personellen Probleme beim krisengeschüttelten VfB Stuttgart verschärft. Der ehemalige Meistertrainer hofft allerdings, bei seinem «Herzensclub» den Weg für den erneuten Neuanfang frei gemacht zu haben. «Ich glaube, dass es besser ist, wenn ich nicht da bin», sagte Veh, 146 Tage nach seiner mit so viel Hoffnung verbundenen Vorstellung im Sommer. Sein Nachfolger könnte ausgerechnet sein Vorgänger werden: Huub Stevens. 

Wie die «Stuttgarter Zeitung» auf ihrer Internetseite berichtete, gehe es nur noch um Details wie die Vertragslaufzeit. Stevens hatte den VfB im Endspurt der vergangenen Saison zum Klassenerhalt geführt und erst am Sonntag - vor dem 0:1 des VfB gegen Augsburg - sein Interesse an einer neuen Aufgabe als Trainer bekundet. Eine Nachfrage zu Ex-Bundestrainer Berti Vogts hatte Präsident Bernd Wahler als «Spekulation» bezeichnet.


Fast eine halbe Stunde lang begründete zuvor Veh, warum er, der Meistertrainer von 2007 und große Hoffnungsträger, dem Schlusslicht der Fußball-Bundesliga nicht mehr weiterhelfen kann - oder will. Sein Argument: Das fehlende Quäntchen Glück. «Ich bin ein Gefühlsmensch, was das anbelangt. Es gibt auch Dinge, die kann ich jetzt nicht mitteilen.»


Die Spieler informierte der 53-Jährige am Montagvormittag, die Vereinsführung um Präsident Wahler bereits am Sonntag nach der Niederlage gegen Augsburg. «Es war ein sehr persönliches, intensives Gespräch. Da haben viele Gefühle und Sensibilitäten eine Rolle gespielt», berichtete Wahler von der Unterredung bis «tief in die Nacht». Gemeinsam mit Veh und Sportdirektor Jochen Schneider saß Wahler tags darauf auf dem Podium und musste genau einen Monat nach dem Rauswurf von Sportvorstand Fredi Bobic über den vierten Trainerabschied seiner Amtszeit reden.


Bruno Labbadia, Thomas Schneider, Huub Stevens, Armin Veh - wer in der Reihe folgen soll, war vier Tage vor dem Baden-Württemberg-Derby gegen den SC Freiburg noch offen. Für die wichtige Auswärtspartie gegen einen direkten Konkurrenten im Abstiegskampf am Freitag sollen die bisherigen Assistenten Armin Reutershahn und Reiner Geyer die Mannschaft vorbereiten. Wahler sagte, der VfB werde die Suche mit der notwendigen Sorgfalt und Dringlichkeit angehen. Der Verein wolle «so schnell wie möglich» einen neuen Cheftrainer finden.


Wie sehr Veh die Vereinsführung überraschte, zeigte sich bei den Fragen nach Kandidaten. «Wir brauchen jemand, der Erfahrung hat in solchen Situationen», sagte Wahler, wollte aber auch eine interne Lösung nicht ausschließen. Schneider schloss jedoch nicht aus, dass schon gegen Freiburg ein neuer Mann auf der Bank sitzt.


Was Veh dann macht, ist offen. «Ich bleibe erst mal ein paar Tage hier. Ich habe keine Pläne», sagte der noch von den Nachwehen einer schweren Grippe gezeichnete Trainer, der im Sommer von Eintracht Frankfurt nach Stuttgart gewechselt war. Während Veh sich nun auskurieren kann, fällt eine geruhsame Vorweihnachtszeit für Wahler in diesem Jahr definitiv aus. Persönliche Konsequenzen schloss er aus. «Es ist keine einfache Aufgabe, Feuer zu löschen und gleichzeitig die Zukunft zu gestalten», sagte Wahler. «Ich denke schon, dass wir im Moment den Preis dafür bezahlen, wie die letzten Jahre hier gearbeitet wurde.»


Durch die vierte Heimniederlage der Saison - kein Team in der Liga ist zu Hause schlechter - verschärfte sich die bedrohliche sportliche Situation nochmals. Statt mit einem fest eingeplanten Sieg einen wichtigen Schritt aus dem Tabellenkeller zu machen, steckt der VfB nach einem Drittel der Saison tief im Abstiegskampf. Selbst im Vorjahr, als der VfB unter drei verschiedenen Trainern bis zum Schluss um den Klassenerhalt zittern musste, stand er zum vergleichbaren Zeitpunkt als Tabellenachter (16 Punkte) gut da.


«Aus meiner Sicht sind neun Punkte aus zwölf Spielen mit dieser Mannschaft eindeutig zu wenig», sagte Veh. Das Team habe viel mehr Potenzial, sei fit und er habe seine Spieler auch noch erreicht. Aber es sei eben wenig Zählbares dabei herausgekommen. «Da ich das als sportlich Verantwortlicher auf mich projiziere, bin ich diesen Schritt gestern gegangen. Wenn ich überzeugt bin von was, dann tu ich das auch.»


Im Stich lasse er den Verein deswegen nicht, auch wenn das womöglich so gesehen werde. Er habe so entschieden, weil er das Beste für Stuttgart wolle. Wen er als Nachfolger empfehlen würde, wollte Veh nicht kommentieren. Er meinte aber: «Auf jeden Fall einer, der mehr Punkte holt. Die Mannschaft ist intakt. Was er braucht, ist das Quäntchen Glück.» (DPA)