Mit Knalleffekt: Vettel-Wechsel vor Titel-Entscheidung

Sebastian Vettel wechselt zu Ferrari. Foto: Valdrin Xhemaj
Sebastian Vettel wechselt zu Ferrari. Foto: Valdrin Xhemaj

Kurz vor dem Formel-1-Finalkrimi der Silberpfeile hatten die Heimlichkeiten um den entthronten Titelverteidiger Sebastian Vettel endlich ein Ende. Beim Saison-Schlussakt in Abu Dhabi bestätigte Ferrari die Verpflichtung des vier-maligen Weltmeisters bis Ende 2017 und den Abschied von Fernando Alonso. «Ich muss nicht betonen, wie magisch Ferrari ist und welche Strahlkraft es hat», sagte Vettel, der am Sonntag auf dem Yas Marina Circuit sein letztes Rennen für Red Bull bestreiten wird. 

Dann duellieren sich WM-Spitzenreiter Lewis Hamilton und sein Silberpfeil-Teamkollegen Nico Rosberg um die Nummer 1, die Vettel seit vier Jahren auf dem Auto trägt.


Schon bei seinen ersten Auftritten an der Strecke eröffnete Rosberg den Psycho-Zweikampf mit seinem britischen Stallrivalen. «Er hat alles zu verlieren, ich habe alles zu gewinnen», sagte der Deutsche und kündigte für das gesamte Wochenende eine Verunsicherungstaktik gegen Hamilton an. «Ich muss versuchen, ihn so gut wie möglich nervös zu machen», erklärte Rosberg. Hamilton mahnte prompt zur Fairness: «Wir sind keine Kinder. Wir wissen, was richtig und was falsch ist.»


17 Punkte Vorsprung nimmt der Gesamtführende mit ins Rennen, schon ein zweiter Platz genügt ihm sicher zum zweiten WM-Triumph nach 2008. Die Teamspitze will sich nicht mehr in das Duell einmischen. «Wir lassen ihnen weitestgehend freie Hand. Beide sind gute Jungs, keiner von beiden ist hinterhältig», erklärte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff. Dass die Silberpfeile bereits den Konstrukteurs- wie auch den Fahrertitel sicher haben, trägt zu entspannten Haltung beim Werksteam bei. «Es ist ein großer Luxus, in dem wir uns befinden. Das wird es nicht alle Jahre geben», befand Wolff.


Längst plant die Konkurrenz den Gegenschlag, wie der Vettel-Wechsel zu Ferrari beweist. Schon bald will der Neuzugang den italienischen Traditionsrennstall zurück an die Spitze führen, auf den Spuren seines Vorbilds Michael Schumacher. «Für mich geht damit ein langer Kindheitstraum in Erfüllung», sagte Vettel. Neben ihm startet weiter der Finne Kimi Räikkönen für Ferrari. «Kimi ist der unkomplizierteste Fahrer im Feld, wir haben eine gute Beziehung», versicherte der Hesse.


Damit sind auch die wochenlangen Spekulationen um Vettels Zukunft beendet. «Schon als kleiner Junge war Michael Schumacher in seinem roten Auto mein größtes Idol, und dass ich eines Tages einmal die Chance habe im Ferrari fahren zu dürfen, ist eine unglaublich große Ehre», erklärte der Hesse. Bei der Pressekonferenz des Weltverbands vor dem Grand Prix in der Wüste wirkte er befreit, scherzte immer wieder und flüsterte lächelnd mit Alonso.


Schon Anfang Oktober hatte Vettel seinen Abschied von Red Bull zum Saisonende verkündet. «Es hat sich wie der richtige Zeitpunkt angefühlt», erklärte er. Für das Team war der Heppenheimer seit 2009 gefahren. In dieser Zeit gewann der Deutsche 38 Rennen und holte sich von 2010 bis 2013 in jedem Jahr den WM-Titel. Die Probleme in dieser Saison beschleunigten seine Entscheidung. Sein Auto war den Silberpfeilen unterlegen, er verlor auch das interne Duell gegen Teamkollege Daniel Ricciardo.


Auch Vettel-Vorgänger Alonso hat ein weiteres Frustjahr hinter sich. Zum ersten Mal seit 1993 könnte Ferrari in dieser Saison sieglos bleiben. Dennoch beteuerte der 33-Jährige am Donnerstag: «Das ist kein einfacher Tag für mich.» Sein Abschied sei eine «harte, aber sorgfältig durchdachte Entscheidung», betonte der Asturier und meinte: «Ich höre am Sonntag als Ferrari-Fahrer auf, ab Montag bin ich Ferrari-Fan.»


Sein Ziel dürfte McLaren heißen. Die Briten suchen 2015 einen Neuanfang, der künftige Motorenpartner Honda drängte auf die Verpflichtung eines großen Namens. Weil aber hinter den Kulissen offenbar noch immer nicht alle Details geklärt sind, will McLaren seine künftige Fahrerpaarung erst nach dem 1. Dezember verkünden. «Ich vertraue auf das, was ich haben werde», sagte Alonso mit einem Lächeln. Und so blieben doch wieder ein paar Zukunftsfragen offen. (DPA)