Herbsttief «Gonzalo» richtet hohen Schaden im Südwesten an

Das Unwetter legte im Südwesten den Verkehr lahm. Foto: Patrick Seeger
Das Unwetter legte im Südwesten den Verkehr lahm. Foto: Patrick Seeger

Nach dem goldenen Oktober rauschten die Temperaturen über Nacht in den Keller, orkanartige Böen tobten über Baden-Württemberg. Die Bilanz: Zahlreiche beschädigte Fahrzeuge, Gebäude und Stromleitungen, starke Behinderungen im Straßen- und Bahnverkehr, einige Verletzte. Die Schäden gehen in die Hunderttausende. Feuerwehr und Polizei rückten zu Hunderten Einsätzen aus. Nach den sommerlichen Temperaturen am Wochenende fiel in der Nacht zum Mittwoch auf dem 1493 Meter hohen Feldberg im Schwarzwald der erste Schnee der Saison, fünf bis zehn Zentimeter waren es nach Angaben des Liftverbundes Feldberg. 

Von Donnerstag an ist Wetterentspannung in Sicht.


«Große Temperaturgegensätze sind in Übergangsjahreszeiten relativ normal», sagte Sabine Krüger, Meteorologin beim Deutschen Wetterdienst in Stuttgart. Allerdings treten sie nicht jedes Jahr in so extremer Form auf. Für Mittwoch warnte Krüger vor weiteren stürmischen Böen: Vor allem über die Hochlagen der Alb oder die Feldbergregion könnten erneut schwere Stürme fegen.


Die höchsten Windgeschwindigkeiten in der Nacht wurden laut Deutschem Wetterdienst im Bergland auf dem Feldberg mit maximal 148 Kilometern pro Stunde gemessen. Wegen umgestürzter Bäume und Baustellenabsperrungen sowie herumfliegender Gegenstände sei es in allen Regierungsbezirken zu Beeinträchtigungen im Straßenverkehr gekommen, teilte das Innenministerium mit. Auf dem Bodensee wurden mehrere Schiffe beschädigt, der Schaden: rund 60 000 Euro. Auch der Katamaranverkehr zwischen Friedrichshafen und Konstanz wurde vorübergehend eingestellt.


In Aalen durchdrang eine umfallende Eiche die Windschutzscheibe eines vorbeifahrenden Autos. Der 45-jährige Fahrer wurde schwer verletzt. Am Fahrzeug entstand Totalschaden. Ein ebenfalls 45-jähriger Radfahrer wurde in Schwäbisch Gmünd von einem umstürzenden Baum getroffen und leicht verletzt. In Calw erlitt ein 35-Jähriger leichte Verletzungen, als er mit seinem Auto einer umstürzenden Tanne ausweichen wollte. Bei Furtwangen (Schwarzwald-Baar-Kreis) rutschte ein 61-Jähriger durch den Schneematsch auf die Gegenfahrbahn und prallte mit einem entgegenkommenden Auto zusammen. Drei Menschen wurden verletzt.


In Hüffenhardt (Neckar-Odenwald-Kreis) löste der Sturm ein etwa 50 Quadratmeter großes Blechteil und verhakte es im Dach einer Kirche. Zur Beseitigung musste ein Autokran eingesetzt werden. Der Schaden beträgt mindestens 30 000 Euro. Für rund 20 Minuten musste in Wiernsheim (Enzkreis) eine Asylbewerberunterkunft evakuiert werden. Im Stadtgebiet Stuttgart kam es wegen umgestürzter Bäume zu Streckensperrungen der Stadtbahnen U3 und U14.


Herabfallende Dachziegel oder umstürzende Bäume verursachten in den Landkreisen Reutlingen, Esslingen und Tübingen laut Polizei Schäden in Höhe von rund 30 000 Euro. Im Offenburger Lagezentrum gingen am Dienstagabend innerhalb einer Stunde rund 100 Notrufe ein. In den meisten Fällen mussten blockierte Fahrbahnen geräumt werden.


Für einige Stunden vollständig gesperrt wurde die Landstraße 84a zwischen Baden-Baden und Varnhalt wegen mehrerer umgestürzter Bäume. Auch im Höllental im Südschwarzwald stürzten mehrere Bäume auf die Fahrbahn. Die Bundesstraße 31 war kurzzeitig ebenfalls gesperrt.


Auf der Fahrt von Konstanz nach Karlsruhe kollidierte bei Triberg (Schwarzwald-Baar-Kreis) ein Regionalexpress mit einem umstürzenden Baum. Keiner der 28 Passagiere wurde verletzt, sie konnten ihre Fahrt per Schienenersatzverkehr fortsetzen. (DPA/LSW)