Palmer nach Wahlsieg: Berliner Grüne können auch von Tübingen lernen

Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer (Grüne). Foto: Christoph Schmidt/Archiv
Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer (Grüne). Foto: Christoph Schmidt/Archiv

Nach seinem klaren Wahlsieg hat der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer (Grüne) seine Partei aufgefordert, sich nicht auf Minderheitenthemen und den Umweltschutz zu beschränken. Für die Grünen zeige der Erfolg in der Unistadt, dass das Modell der ökologisch-sozialen Wohlstandspolitik eine breite gesellschaftliche Mehrheit habe, sagte Palmer der Nachrichtenagentur dpa am Montag. Davon könne auch Berlin lernen: «Wenn wir raus wollen aus der Acht-Prozent Nische, dann dürfen wir uns nicht auf Ökologie und Minderheitenthemen reduzieren lassen. 

Wer sehen will, wie man mit grüner Programmatik eine Stadt in jeder Hinsicht erfolgreich voranbringt, ist in Tübingen herzlich willkommen.»


Der 42-jährige Grünen-Politiker, der dem realpolitischen Flügel angehört, setzte sich am Sonntag laut vorläufigem Wahlergebnis mit 61,7 Prozent der Stimmen deutlich gegen seine Konkurrenten durch.

«Die Menschen wollen, dass die Politiker ihnen direkt und klar sagen, was Sache ist, und das Drumrumreden schadet eher», sagte Palmer. «Dafür sind alle Parteien anfällig, auch meine mittlerweile». Nach der Wahlschlappe bei der Bundestagswahl 2013 sucht die grüne Bundespartei nach einer programmatischen Erneuerung.


Auch CDU-Landeschef Thomas Strobl in Stuttgart gratulierte Palmer. Die CDU hatte im OB-Wahlkampf die parteilose Beatrice Soltys unterstützt, die mit 33,2 Prozent deutlich verlor. Die Universitätsstadt sei für die Partei kein einfaches Pflaster, räumte Strobl ein.


Er zollte Palmer Respekt: «Boris Palmer ist ein Kämpfer.» Er habe auch beim Parteitag der Bundesgrünen vor der Bundestagswahl gekämpft - damals ging es um das Steuerkonzept der Grünen. Für sein «mutiges Auftreten» sei er damals abgestraft worden. «So viel zur Diskussionskultur bei den Grünen», meinte Strobl.


Konflikte in der Partei lagen nach Einschätzung der Grünen-Landesvorsitzenden Thekla Walker sicherlich auch an Palmers «Ecken und Kanten». Dass er nicht wieder in den Parteirat gewählt wurde, liege schon eine Weile zurück. Der deutliche Wahlsieg des 42-Jährigen sei ein Pfund, mit dem Palmer auch in Berlin wuchern könne: «Ein erfolgreicher Kommunalpolitiker wie Boris Palmer ist natürlich immer wertvoll für die innerparteiliche Arbeit».


Palmer selbst sieht seine Hauptaufgabe in Tübingen und die wolle er die kommenden acht Jahre erfüllen. Persönlich zieht er allerdings Lehren aus einem Wahlkampf, in dessen Verlauf ihn Kritiker mitunter als «Besserwisser» und «Rechthaber» bezeichneten. Im Streit gehe es «nicht nur um das stärkste Argument in der Sache, sondern auch darum, wie der andere dieses Argument annehmen kann», sagte Palmer. An seinen klaren Aussagen soll das aber nichts ändern. (DPA/LSW)