GEW sieht keinen Spielraum für Lehrerstellenabbau

Es werden weniger Stellen abgebaut als geplant. Foto: Sebastian Kahnert/Archiv
Es werden weniger Stellen abgebaut als geplant. Foto: Sebastian Kahnert/Archiv

Trotz Korrekturen der Landesregierung beim Lehrerstellenabbau ist die Bildungsgewerkschaft GEW noch nicht zufrieden. GEW-Landeschefin Doro Moritz sagte am Mittwoch in Stuttgart, dass sie bis zum Schuljahr 2020/2021 keinen Spielraum für die Streichung von Stellen an allgemeinbildenden Schulen sieht. Zwar gingen die Schülerzahlen zurück. Jedoch machten Vorhaben wie etwa der Ausbau der Gemeinschaftsschulen und des Ganztagsbetriebs zusätzliche Stellen nötig. 

Grün-Rot hatte sich vor der Sommerpause von dem Ziel verabschiedet, bis 2020 rund 11 600 Lehrerstellen zu streichen. Einen Stellenabbau soll es trotzdem geben, wenngleich sich dieser eng am jeweiligen Bedarf orientieren soll. So werden zum kommenden Schuljahr nur 363 der eigentlich geplanten 1200 Stellen gestrichen.


Die GEW war gegen die Pläne Amok gelaufen, bis 2020 auf rund 11 600 Lehrerstellen zu verzichten. Darunter litt vor allem die SPD, die ihre Klientel traditionell im Gewerkschaftsmilieu hat. Dass die Zahl 11 600 nun vom Tisch ist, hält Moritz zwar für erfreulich. «Es wendet sich einiges zum Besseren.» Jedoch rechne das Statistische Landesamt mit mehr Schülern an den allgemeinbildenden Schulen bis 2020/21 als lange angenommen wurde. Wenn die rechnerische Relation von 14,2 Schülern pro Lehrer erhalten bleiben und zugleich die Reformvorhaben an den Schulen umgesetzt werden sollten, seien Stellenstreichungen bis zum Ende der kommenden Legislaturperiode nicht drin.


Zudem sprach sich Moritz gegen eine Rückkehr zum neunjährigen Abitur (G9) aus. Vielmehr seien Verbesserungen beim achtjährigen Abitur (G8) nötig. Eine flächendeckende Rückkehr zu G9 würde viel Unruhe in die Schulen bringen, meinte sie. In Baden-Württemberg gibt es derzeit 44 Modellschulen, die G9 anbieten. Die grün-rote Landesregierung hatte vereinbart, bis zum Ende der Legislatur am achtjährigen Gymnasium festzuhalten, ab 2016 aber möglicherweise Korrekturen anzubringen. Wegen des Drucks von Eltern und Schülern hatte SPD-Fraktionschef Claus Schmiedel dafür plädiert, die Zahl der G9-Schulen auszuweiten. Und CDU-Landeschef Thomas Strobl hatte sich für eine Wahlfreiheit zwischen G8 und G9 ausgesprochen. «Wer darüber nachdenkt, G9 wieder einzuführen, muss sagen, wie es bezahlt werden soll», meinte Moritz.


An diesem Montag beginnt in Baden-Württemberg nach den Sommerferien der Schulunterricht. Rund 96 000 Kinder sehen dabei in diesen Tagen ihrem ersten Schultag entgegen. Kultusminister Andreas Stoch (SPD) will sich an diesem Donnerstag auf der traditionellen Pressekonferenz zum Schulanfang zum Stand der Dinge in der Bildungspolitik äußern. (DPA/LSW)