«Spiegel»: Berlin verhandelt über Aufnahme eines Guantánamo-Häftlings

In orangefarbene Overalls gekleidete Häftlinge im Camp X-Ray auf dem US-Marinestützpunkt Guantanamo Bay auf Kuba. Foto: Shane T. McCoy/US Navy/Archiv
In orangefarbene Overalls gekleidete Häftlinge im Camp X-Ray auf dem US-Marinestützpunkt Guantanamo Bay auf Kuba. Foto: Shane T. McCoy/US Navy/Archiv

Die Bundesregierung bereitet nach einem «Spiegel»-Bericht die Aufnahme eines weiteren Häftlings aus dem US-Gefangenenlager Guantánamo Bay auf Kuba vor. In der vergangenen Woche habe der US-Sonderbeauftragte für die Schließung Guantanamos, Clifford Sloan, mit Regierungsvertretern in Berlin über die Übersiedlung des Gefangenen Younous Chekkouri in die Bundesrepublik verhandelt, berichtet das Nachrichtenmagazin.

Die Aufnahme des Häftlings könne bereits beim Besuch von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) in WashingtoN Anfang Mai besiegelt werden.

 

Ein Sprecher des baden-württembergischen Innenministeriums sagte der Deutschen Presse-Agentur zu dem Bericht: «Die grundsätzliche Bereitschaft zur Aufnahme ist vorhanden.» Derzeit gebe es aber noch kein offizielles Ersuchen der US-Seite. Falls dies eingehe, werde es geprüft. Ein Sprecher des Bundesinnenministeriums in Berlin sagte auf Anfrage: «Es gibt keine Anfrage der US-Seite.» Bisher hat Deutschland drei frühere Guantánamo-Häftlinge aufgenommen.

 

Laut «Spiegel» leben Angehörige Chekkouris in Baden-Würrtemberg, die deutsche Staatsbürger seien. Voraussetzung für die Übersiedlung sei eine Sicherheitsüberprüfung, die eingeleitet werden solle, sobald ein Ersuchen aus den USA vorliege.

 

Bisher hat Chekkouri wurde dem Bericht zufolge 2001 in Pakistan festgenommen und dann über Afghanistan nach Guantánamo gebracht. Seit Jahren stufe ihn das US-Militär als ungefährlich ein. Eine Ausreise nach Marokko habe der Häftling jedoch abgelehnt, weil er dort Gefangenschaft und Folter fürchtet. Im Gefängnis im afghanischen Kandahar habe Chekkouri 2002 auch Murat Kurnaz kennen. Auch dieser war später nach Guantánamo überstellt worden und erst 2006 freigelassen worden. Dem «Spiegel» beschrieb der in Bremen aufgewachsene Kurnaz Chekkouri als «netten, fröhlichen Menschen, der überleben und wieder nach Hause wollte». (DPA)

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