Analyse: Wie mit nachgebauten Apps Geld verdient wird

«Flappy Bird»: Was erfolgreich ist, wird gern kopiert. Foto: Hauke-Christian Dittrich
«Flappy Bird»: Was erfolgreich ist, wird gern kopiert. Foto: Hauke-Christian Dittrich

Apps für Smartphones und Tablets sind mittlerweile ein gutes Geschäft. Was erfolgreich ist, wird gern kopiert. Die Nachahmer hoffen auf schnelles Geld - und brauchen oft noch nicht mal viel Programmiererfahrung. Es begann mit einem kleinen Vogel, der nicht gegen Röhren fliegen durfte. Dann wurde das Spiel «Flappy Bird» zu einem Hit für Smartphones und schoss an die Spitze der App-Charts.

Es folgten unzählige Nachahmer. Ob Fische, Schweine, Ponys oder sogar eine «Flappy Dragqueen» - meist wurde der Vogel einfach ausgetauscht. Noch Wochen nachdem sein Erfinder das Spiel aus den Download-Plattformen entfernt hatte, überschwemmten «Flappy Bird»-Klone die App-Stores.

 

Das Nachbauen von Apps hat sich zu einem eigenen Markt entwickelt. Abkupfern spart Zeit und verspricht schnelles Geld. Der Markt für mobile Spiele ist groß: Nach Zahlen des Bundesverbandes Interaktive Unterhaltungssoftware (BIU) daddeln mittlerweile allein in Deutschland fast 21 Millionen Menschen auf Smartphones oder Tablets.

 

Gleichzeitig gibt es mehr Konkurrenz. Die Berliner Spielefirma Wooga schätzt, dass jeden Monat etwa 1000 neue Spiele auf den großen App-Plattformen auftauchen. Wer da einen Hit landen will, braucht eine gute Idee, Zeit, Geld und viel Glück. Die Versuchung, sich einfach in den Windschatten einer beliebten App zu hängen, sind groß.

 

Die Nachahmer nutzen verschiedene Methoden. Manche kopieren einfach das Aussehen oder den Namen einer App und hoffen auf einen Verwechslungseffekt. Andere tauschen Werbebanner durch eigene aus und verdienen so an ihrer Kopie. Oder sie schleusen mit den geklonten Apps Schadsoftware auf die Geräte. Einmal installiert, werden im Hintergrund Daten ausgespäht oder überteuerte Textnachrichten verschickt.

 

Das Grundproblem sei, dass der Programmcode einer App relativ leicht zugänglich sei, sagt Candid Wüest. Er analysiert für die Sicherheitssoftware-Firma Symantec Bedrohungen im Internet. Die Programm-Bausteine der Apps zu finden, «ist eine Sache von fünf Minuten», sagt er. Und es brauche keine großen Programmierkenntnisse, um sie in Details zu verändern und als neue App auf den Markt zu bringen. Im Internet kursieren die Anleitungen.

 

Vor allem Android-Apps seien davon betroffen, sagt Wüest. «Bei Apple werden Apps rigoroser geprüft. Zudem gibt es nur einen Markt für iOS-Apps. Bei Android-Apps gibt es viele.» Und gerade über die vielen kleinen Download-Shops kommen oft bösartige Apps auf die Geräte.

 

Sich inspirieren zu lassen, ist natürlich nicht verboten. Viele Künstler - ob in Musik, Malerei oder bei Spielen - hatten Vorbilder. «Im Grundsatz gilt: Ideen sind frei. Nachahmen ist nicht generell verboten», sagt Maximilian Schenk, Geschäftsführer des BIU. Doch auch Programmierer haben Urheberrechte, deswegen gebe es Grenzfälle. Wer ein Datenpaket einfach kopiere, handle womöglich rechtswidrig.

 

Das schadet den ursprünglichen Entwicklern. «Für die Original-Entwickler hat ein Plagiat natürlich einen großen Nachteil: Sie verlieren Umsatz und vielleicht sogar ihren guten Ruf», sagt Tobias Arns vom Branchenverband Bitkom. Die Erfinder des Zahlenspiels «Threes», die sich über eine Welle von Nachahmer-Apps ärgerten, appellieren an das Gewissen der Nutzer: Sie gewähren im Netz Einblicke in ihren monatelangen Entwicklungsprozess, dessen Ergebnisse in kürzester Zeit kopiert wurden.

 

Die Spielefirma Wooga erklärt, Mitarbeiter entdeckten immer wieder Spiele, die zu nah an den eigenen Entwicklungen seien. Das melden die Entwickler dann den Plattformbetreibern von Google oder Apple. Die Erfolgsaussichten seien in der Regel gut, dass ein Klon über kurz oder lang entfernt werde.

 

Allerdings ist manchmal gar keine Kopie notwendig, um Nutzer zu täuschen. Die App «Virus Shield» schoss vor kurzem auf den ersten Platz der Downloadcharts - bei einem Preis von 3,99 Dollar. Der Virenschutz schien denkbar einfach zu funktionieren. War ein Haken zu sehen, sollte das Smartphone sicher sein. Das Problem: Die App war gar kein Virenschutz, wie die Technik-Webseite «Android Police» beschreibt. Ihre einzige Funktion: Sie konnte einen Haken anzeigen. (DPA)

 

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