Mehr Crystal Meth in Deutschland: Zahl der Drogentoten steigt

Ein Zollbeamter hält vor einem Tisch ein Wabengitter in den Händen, in der die Droge Crystal Meth geschmuggelt wurde. Foto: Marc Müller
Ein Zollbeamter hält vor einem Tisch ein Wabengitter in den Händen, in der die Droge Crystal Meth geschmuggelt wurde. Foto: Marc Müller

Heroin und Kokain sind auf dem Rückzug - doch dafür taucht in Deutschland immer häufiger das hochgefährliche Crystal Meth auf. Auch die Zahl der Drogentoten steigt wieder an. Doch dafür sind eher andere Drogen verantwortlich. Das geht aus Zahlen hervor, die die Bundesdrogenbeauftragte Marlene Mortler (CSU) und der Präsident des Bundeskriminalamts (BKA), Jörg Ziercke, in Berlin vorstellten.

Demnach gibt es in diesem Bereich die höchsten Zuwachsraten. So wurden im vergangenen Jahr in Deutschland 77 Kilogramm Crystal Meth sichergestellt - so viel wie nie zuvor. Die Zahl der erstmals auffällig gewordenen Konsumenten der stark süchtig machenden Modedroge stieg um sieben Prozent.

 

«Den zunehmenden Konsum von Crystal sehen wir mit Sorge, da mit der Einnahme dieser Substanz große gesundheitliche Risiken für die Konsumenten verbunden sind», sagte Ziercke. Das Methamphetamin, das vorwiegend aus tschechischen Drogenlaboren kommt, führt bei den Konsumenten zu erheblichen körperlichen und psychischen Schäden.

 

Auch die Partydroge Ecstasy habe nach jahrelangem Rückgang wieder Konjunktur, sagte Ziercke. Hier kletterte die Zahl der Erstkonsumenten um 18 Prozent. Rückläufige Fallzahlen gab es hingegen bei Heroin und Kokain.

 

Die Zahl der Drogentoten stieg jedoch erstmals seit 2009 wieder an. Im vergangenen Jahr starben 1002 Menschen an den direkten oder indirekten Folgen von Rauschgift - wenn auch nicht durch Crystal Meth, sondern meist wegen Heroin und anderen Opiaten. Im Vergleich zu 2012 bedeutet das ein Plus von sechs Prozent, aber Mortler betonte, gegenüber dem Jahr 2000 habe sich die Zahl der Drogentoten halbiert.

 

Trotzdem sprachen Kritiker von einer verfehlten Drogenpolitik. Harald Terpe (Grüne) beklagte, ein Großteil der Todesfälle wäre vermeidbar - etwa durch Drogenkonsumräume, die es aber nur in 6 von 16 Bundesländern gebe. Durch solche Einrichtungen werde der Konsum von Heroin in ein hygienisches Umfeld verlagert, meinte dazu Winfried Holz von der Deutschen Aids-Hilfe.

 

Mortler widersprach und verwies auf das Beispiel Hamburg. Die Hansestadt ist eines der Bundesländer, in denen es spezielle Drogenkonsumräume gibt. Dort stieg die Zahl der Drogentoten binnen eines Jahres von 49 auf 62. Die meisten Drogentoten (230) gab es jedoch in Bayern, was die dortige Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) alarmierte: «Eine Konsequenz daraus muss sein, intensiv auf Prävention und Suchthilfe zu setzen.»

 

Auf hohem Niveau verharrt der Cannabis-Konsum in Deutschland. «Haschisch und Marihuana machen fast 60 Prozent aller Rauschgift-Handelsdelikte aus», sagte Ziercke. Im vergangenen Jahr seien mehr als 145 000 Fälle registriert worden. Das sei der höchste Stand seit fünf Jahren.

 

Forderungen nach einer Legalisierung wies Mortler mit Hinweis auf gesundheitsschädliche Wirkungen des Cannabis-Konsums zurück. «Legalisieren bedeutet für mich Verharmlosung», sagte die Drogenbeauftragte. Auch die Gewerkschaft der Polizei (GdP) bezeichnete eine Freigabe als falsches Signal. Der stellvertretende GdP-Vorsitzende Arnold Plickert nannte es sinnlos, neben dem Alkohol «die Tür für eine weitere gefährliche und oft verharmloste Droge zu öffnen». (DPA)

 

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